Nr. 16 Pfarrer Georg Jakob Streng |
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Nr. 16 Pfarrer Georg Jakob Streng Hier finden Sie nacheinander zwei Lebensläufe, die in ihrer Unterschiedlichkeit sehr interessant sind. Am Schluss sind noch Bilder angefügt. 1. Lebenslauf: Georg Jakob Streng wurde am 14.12.1872 als Sohn des Pfarrers Johann Georg Streng und seiner Ehefrau Dorothee, geb. Fronmüller zu Markt Bruck bei Erlangen geboren. Die häuslichen, durch eine langwierige, schwere Krankheit des Vaters belasteten Verhältnisse zwangen die Mutter, den lebhaften Knaben schon sehr frühzeitig in das Pfarrwaisenhaus zu Windsbach zu schicken. Hier fand er Versorgung, Erziehung und Unterricht bis in den ersten Klassen des Gymnasiums, der sogenannten Lateinschule. Einem persönlichen Wunsch entsprechend, erlaubte ihm die Mutter den Besuch des Gymnasiums St. Anna in Augsburg, "als Zögling des St. Anna Kollegiums”. Nach einem sehr guten Abschluss bezog er zunächst die Universität in Erlangen. Im ersten Jahr, hauptsächlich mit philosophischen Studien beschäftigt, wurde ihm im folgenden, durch die Kollegien bei Prof. Zahn, klar, dass, er sich dem theologischen Beruf widmen wolle. Nach Beendigung der Universitätsstudien in Leipzig und abgelegter Aufnahmeprüfung (1896) versah er eine Vikarstelle in der separiert-luth. Gemeinde in Ispringen bei Pforzheim in Baden. Sie war nach allen Seiten hin dazu geeignet, ihn eine luth. Separation verstehen zu lassen, als berechtigt, wenn auch nicht auf Grund der Schrift absolut notwendig. Dieser Standpunkt machte es ihm möglich, nach Jahresfrist einer Aufforderung Folge zu leisten, seinen Dienst an den deutsch- evangelischen Gemeinden in Paris fortzusetzen, (Oktober 1897). Er arbeitete dort an der Gemeinde der Vorstadt La Villette, vorwiegend bestehend aus Strassen- und Fabrikarbeitern, deren Eltern und Grosseltern seinerzeit Pastor von Bodelschwingh in der „Hügelkirche" gesammelt hatte. Es war nach manchen Seiten hin keine leichte Aufgabe, aber die aufrichtige Frömmigkeit mancher dieser Ärmsten unseres Volkes und ihre Treue zu ihrer deutschen Hügelkirche war der schönste Lohn. Einmal im Monat hatte Pfarrer Streng auch in der deutschen Christus-Kirche zu predigen im Zentrum von Paris und zeitweise hatte er auch die Vertretung seines ebenfalls bayerischen Amtsbruders Pastor Hermann Anthes, (bis 1934 an St. Ulrich in Augsburg). Am 1. Oktober 1899 wurde er zum Pfarrer der deutschen Gemeinde in Lyon In Südfrankreich berufen. Diese bestand vorwiegend aus Schweizern und Württembergern. Da ihr ein eigenes Gotteshaus fehlte, wurden die Gottesdienste in einer französischen Kirche gehalten, die für dieses Gastrecht jährlich eine hohe Miete beanspruchte. Für den jungen Pfarrer, der sich In seiner Heimat und auch in den Pariser Gemeinden der schönen, lithurgisch reich ausgeschmückten Gottesdienste erfreute, war es schwer, sich an die von den reformierten Schweizern eingeführte nüchterne Art des Gottesdienstes zu gewöhnen; doch wurde ihm dadurch in besonderem Masse der Trost und die Erkenntnis zu Teil: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äusserlichen Gebärden, es ist inwendig in Euch“. Das Gemeindeleben spielte sich hauptsächlich in einem geräumigen, ebenfalls gemieteten Gemeindesaal ab, der aber jederzeit zur Verfügung stand. Hier wurde eine ausgedehnte Armenpflege geübt, die sich auch auf die vielen jungen deutschen durchreisenden Deutschen erstreckte, um ihnen mit Rat und Tat beizustehen. Hier fanden die vielen jungen Mädchen, fast alle im Dienst französischer, katholischer Familien, nun geschart um deutsches Gotteswort und Gesang, und verbunden in froher deutscher Geselligkeit, ein Stückchen deutsche Heimat. Auch junge deutsche Kellner kamen hier zusammen, oft Söhne namhafter Gasthäuser in Deutschland, die ihre Fachkenntnisse in den feinen, französischen Hotels zu erweitern suchten; ebenfalls junge Kaufleute, die sich in der Seidenindustrie ausbildeten, denn diese beherrschte in Lyon alles, vom Fabrikarbeiter bis zum Vertreter und Direktor grosser Export-Geschäfte. So bot die deutsche Gemeinde ein bunt zusammengesetztes Bild. Am 1. August 1900 verheiratete Pfarrer Streng sich mit Lina Frisius, Tochter des Kirchenrats und deutschen Hofpredigers Friedrich Frisius in London und seiner Ehefrau Agnes, geb. Frisius. Die junge Pfarrfrau war am 28. Dezember 1874 in Paris geboren, da ihr Vater zuerst Pastor der deutschen luth. Gemeinde in Paris war, bis er In November 1892 den Ruf an die Hamburger Kirche in London erhielt, später an die deutsche Hofkirche St. James Chapel, Buckingham Palace. Am 1. Dezember 1903 wurde Pfarrer Streng an die deutsche luth. Christuskirche in Paris berufen, als Nachfolger von Pastor Hermann Anthes. Zum Schutz in Feindesland hatten sich die Pariser deutschen Gemeinden an das französische Konsistorium Augsburger Konfession angeschlossen. 1906 bei der Trennung von Staat und Kirche bildeten die deutschen Gemeinden, wie die französischen, einen Kultus-Verein mit eingeschriebenen Mitgliedern. Sie trennten sich vom französischen Konsistorium und schlossen sich der Hannoverschen Landeskirche an, welche auch die Besoldtung der deutschen Pfarrer übernahm. Denn die Heimatkirche (meistens der 0berkirchenrat Berlin) hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die vielen evangelischen Deutschen Im Ausland zu sammeln und zu betreuen und ihnen mit Hilfe des Gustav- Adolf- Vereins Kirchen und Gemeindehäuser zu bauen. Sie wurde hierbei kräftig unterstützt von den deutschen Botschaftern, die nicht nur ihr warmes Interesse bekundeten, sondern zum Teil mit vorbildlicher Treue die deutschen Gottesdienste besuchten. Ihrem Einfluss war es auch zu danken, dass die Christus-Gemeinde regen Anteil nehmen konnte am deutschen Geistesleben der Heimat, durch Einladung hervorragender Persönlichkeiten zu Predigten und Vorträgen. Für „Dantes Göttliche Komödie" und „Goethes Faust" wurde Prof. Pochhemmer von der Humboldt- Akademie- Berlin gewonnen; für den Gedankenkreis der „Parzival Sage“ Prof. Freiherr v.d. Pforten- München. Domprediger D. Dryander Berlin sprach über „Erinnerungen aus der evangelischen Diaspora, besonders des Orients“, und Hofprediger Stöcker über „die Berliner Stadtmission". Dryander und Stöcker erbauten und stärkten die Gemeinde durch Ihre glaubensvollen und feinsinnigen Predigten, denen sich im Lauf der Jahre u. a. Prof. Reinhold Seeberg- Berlin, Abt Hartwig von Kloster Lokkum- Hannover, Oberkonsistorialrat Köhler- Hannover, D. Bezzel- München anreihten. So entfaltete die deutsche Christus- Gemeinde ein geistig reges, vom Gott-vertrauenden Glauben der Väter getragenes, reiches innerliches Leben. Doch auch nach aussen wurde ihr eine schöne, erfreuliche Entfaltung zu Teil. Zu der würdig ausgestalteten Christus-Kirche wurde ein geräumiges (im Stil der Kaiserpfalz zu Goslar) Gemeindehaus gebaut, mit einem grossen Gemeindesaal mit Emporen, Räumen für Versammlungen für Jugend-Vereine und Wohnung für den 1. und 2. Pfarrer. Soweit ist hier der Bericht unserer Mutter ( um 1930 ? ) über den „Lebenslauf von Pfarrer Georg Jakob Streng“ , unseres Vaters, als wortgetreue Abschrift wiedergegeben. Der letzte Abschnitt ist, wie folgt, von Friedrich Streng zusammengefaßt und durch zusätzliche Bemerkungen ergänzt. Die Flüchtlinge hatten damals, nach fast elf Jahren arbeitsreicher Tätigkeit in Paris, plötzlich ihren umfassenden Wirkungskreis (und auch ihre ganze Wohnungseinrichtung) verlassen müssen. Nun wurden sie von der Gemeinde Reutin (heute Ortsteil der Inselstadt Lindau) sehr freundlich und hilfreich aufgenommen - und dabei wurden u.a. auch die notwendigen Möbel zur Einrichtung des Pfarrhauses, leihweise zur Verfügung gestellt. Für unsere Eltern und für uns Geschwister bedeutete der unerwartete Wechsel von der AusIandsgemeinde in der Weltstadt Paris zur Dorfgemeinde am Bodensee eine durchgreifende Umstellung. Der grundlegende Wesenszug von Georg Streng war seine tiefempfundene, lutherisch geprägte Frömmigkeit, die ihm, als ein wesentlicher Teil seiner vielfältigen Begabung von seinen Eltern und Voreltern vererbt worden war. Diese Grundlagen befähigten ihn, sowohl in den ausländischen städtischen Bereichen als Prediger und Seelsorger auf Mitmenschen der verschiedensten Stände und Berufe einzuwirken, als auch anschließend, in den schweren Jahren des ersten Weltkrieges, den ländlichen Mitmenschen des Bodensee-Dorfes, zumeist Bauern und deren Gesinde, sowie Handwerkern und kleinen Geschäftsleuten, (über die damals die Kriegsnöte und Verluste von Söhnen, Ehemännern und Vätern hereinbrachen) - allen diesen innere Stärkung, Trost und „Dennoch- Gottvertrauen“ zu vermitteln. 2. Lebenslauf: Georg Streng wurde in Marktbruck (jetzt Erlangen-Bruck) am 14. Dezember 1872 geboren. Er war das jüngste Kind des Pfarrers Georg Johann Streng und seiner Ehefrau Dorothea geb. Fronmüller. Seine Schuljahre beendete Georg mit dem Abitur am St. Anna Gymnasium in Augsburg, wo er auch damals Aufnahme im St. Anna Kolleg gefunden hatte. Anschließend studierte er Theologie an den Universitäten Erlangen und Leipzig. Abschließend legte er die Aufnahmeprüfung für den pfarramtlichen Dienst in der bayrischen- evangelischen - lutherischen Landeskirche ab. Er ließ sich jedoch für den Dienst an auswärtigen Gemeinden beurlauben, eine Beurlaubung, die ihm seitdem alle drei Jahre verlängert wurde. Friedrich Frisius war zu jener Zeit deutscher, evangelischer Pastor an der „Hamburgischen Kirche" in London und gleichzeitig Hofprediger an der englischen königlichen Hofkapelle St. James Chapel, Buckingham Palace. Am 1. Dezember 1903 wurde Pfarrer Georg Streng, als Nachfolger des Pfarrers Hermann Anthes ( später in Augsburg), zum Dienst an die schon genannte deutsch- evangelische Christus - Kirche in Paris bestellt. Während dieser Jahre wurde der Pfarrersfamilie Streng 1904 als zweites Kind der Sohn Friedrich geschenkt, als drittes Kind gesellte sich 1909 die zweite Tochter Gudrun hinzu. Sie gehörte auch zu einigen leidtragenden Familien, deren Söhne schon in den Anfangstagen des Krieges an der Front gefallen waren. Der seelsorgerische Zuspruch von Pfarrer Streng für die trauernde Baronin Anna von Nostitz begründete später langandauernde freundschaftliche Beziehungen zwischen der Baronin und der Pfarrersfamilie. „Goethes Faust, Dieses Buch wurde jetzt als E-Book herausgegeben:
Lebensproblem Sehnsucht (kommentiert): Goethe's Faust als ein Versuch zur Lösung von Georg Streng, Inhaltsverzeichnis: Kurze Beschreibung des E-Books:
Im Februar 1918 gelang Georg Streng noch die Fertigstellung eines Buches „Das Rosettenmotiv” Inhaltsverzeichnis: Einleitung
B Entwicklung und Bedeutung des ältesten Rosettenmotivs Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Schlussbemerkungen
Dieses Buch wurde jetzt originalgetreu als E-Book herausgegeben:
Leider erkrankte er im April 1918 und mußte sich einer schweren Operation unterziehen. Gegen Ende seiner langen Erkrankung wurde er dankenswerterweise als Gast der Baronin von Nostitz in Schloß Schönbühl aufgenommen, bis er am 23. Juli 1918 aus seinem (erst 45 jährigem) Erdenleben abgerufen wurde. Unter großer Anteilnahme der Gemeindeglieder von Reutin, von Lindau-Stadt und der sonst umliegenden Orte wurde Pfarrer Streng nächst der großen Linde vor dem Haupteingang zur St. Verena- Kirche in Reutin an der Friedhofsmauer bestattet. Er ist danach noch lange Zeit bei vielen Reutiner Familien als geschätzter Seelsorger und Prediger in ehrendem Andenken geblieben. Ebenso hat seine hinterlassene Familie stets große Dankbarkeit gegenüber den hilfreichen Reutiner Gemeindemitgliedern und auch der Baronin von Nostitz bewahrt. Stuttgart, im Juli 1989 Anmerkung vom Webmaster 2015: Anmerkung vom Webmaster 2017: Anmerkung vom Webmaster 2018:
Weiter Schriften: Bayrische Staatszeitung Kgl. Bayrischer Staatsanzeiger München, Die heutige Christuskirche in Paris: www.evangelischekircheparis.org/ Lyon:
Georg Streng und Lina Frisius, Verlobungsbild London 1899
Georg Jakob Streng
Familie Georg Streng etwa 1918 in Lindau - Reutin
Kinder von Georg Jakob Streng und Lina (Adelheid) Frisius, etwa 1921
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